Yoga und mein Weg zur Balance

// Gastbeitrag //

Mittlerweile führt kein Weg mehr an einem der zahlreichen Yogastudios vorbei. Falls zufällig kein Studio in der direkten Nähe liegt, so holt Yoga einen spätestens in den sozialen Netzwerken ein mit Bildern von wunderschönen Menschen, die sich mit einer Leichtigkeit auf beeindruckende Weise verbiegen. Doch warum gerade Yoga? Und warum ist es gerade jetzt so ein Trend?

Die Antworten hierauf konnte ich während meiner Ausbildung zur Yogalehrerin selber entdecken und seither beeinflusst Yoga mein Leben in mehrfachen Sinne nachhaltig. Warum? Das möchte ich hier mit euch teilen.

Work-Life-Balance: Hauptsache irgendein Ausgleich!?

Genau mit diesem Gedanken bin ich jahrelang in unterschiedliche Fitnessstudios und habe mich nach dem Workout auch stets wohlig erschöpft gefühlt. Ich arbeite gerne und viel. Dazu gehören auch regelmäßige Dienstreisen mit unregelmäßiger Ernährung und dadurch gewinnt eine gute Fitness an noch größerer Bedeutung. So kam ich mit Yoga in Berührung. Es wurde als Kurs im Fitnessstudio angeboten und ich konnte mich 60 Minuten auspowern. Die Ruhephasen zu Beginn und am Ende hätte ich aber gut und gerne überspringen können, denn schließlich wollte ich ja Ergebnisse erzielen!

Doch im Beruf und in sämtlichen Lebenslagen gilt: wer Ziele erreichen möchte, braucht auch Durchhaltevermögen. Mit einem starken Willen können wir zahlreiche 60-Stunden-Wochen durchziehen, überragende Ergebnisse erzielen, Freunde und Familie treffen und bei regelmäßigen Sporteinheiten unseren Körper stählen. Das ist in der Tat möglich. Jedoch nicht auf Dauer und vor allem nicht in Gesundheit. Genau an dieser Stelle gewinnen die Einzigartigkeit des Yoga und damit ebenso die Ruhephasen ihre besondere Bedeutung:

„Yoga ist eine Praxis und Disziplin, die sich auf die Gesundheit des Körpers, des Verstandes und der Seele bezieht.“ 

T. Krishnamcharya

greenlooksgreat-anne-yoga-kriegerIn Verbindung mit mir selbst

Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Yoga“ ist „verbinden“ bzw. „vereinigen“ und meint die Vereinigung von Körper, Verstand und Seele. Die physischen Übungen, durch die wir meistens als erstes mit Yoga in Verbindung kommen, sind eigentlich bereits die dritte Stufe des Ashtanga Yoga. Seit Jahrtausenden gibt es unterschiedliche Lehrmeister, Schulen und Interpretationen. Das Ziel ist jedoch immer gleich: Samadhi, Moksha, Kaivalya. Drei Worte mit gleicher Bedeutung: Erleuchtung im heutigen Sinne der Selbstfindung und der inneren Ruhe.

Der indische Weise Patanjali beschrieb den achtgliedrigen Pfad des Yoga basierend auf der bisher bekannten Praxis vermutlich im 2. Jahrhundert nach Christus wie folgt:

  1. Yama – Verhalten gegenüber unserer Mitmenschen
  2. Niyama – Verhalten gegenüber uns selbst
  3. Asana – Unsere Körperhaltung und Beschreibung von Yogastellungen
  4. Pranayama – Umgang mit dem Atem
  5. Pratyahara – Zurückziehen der Sinne von außen nach innen
  6. Dharana – Konzentration als Vorstufe der Meditation
  7. Dhyana – Meditation
  8. Samadhi – Tiefe Meditation und Kaivalya, die Befreiung des Geistes als Resultat

greenlooksgreat-anne-yoga-sonnengruss„OMline“ und die Balance zum „Work-Life“

Bereits vor 2.000 Jahren standen also schon unsere Mitmenschen und der Umgang mit uns selbst vor dem körperlichen Ausgleich. Doch wie konnten wir dieses Wissen vor unseren Augen verlieren?

Leider geht das schnell und viel zu einfach. Mit zunehmender Digitalisierung fällt es schwerer – im wahrsten Sinne des Wortes – abzuschalten. Auch nach der Arbeit, ohne Diensthandy und unsere ständig abrufbaren E-Mails, setzen wir uns unter Druck. Wir surfen in sozialen Netzwerken, scrollen uns durch das endlose Unterhaltungsprogramm und plötzlich ist es Mitternacht. Langsam Zeit zum Schlafen, morgen wird schließlich wieder stressig… Unser Körper ist in stetigem Stress. Und da er sich nun so sehr daran gewöhnt hat, kann er nicht mehr abschalten.

Yoga stellt die richtige Atmung in den Mittelpunkt und vervollständigt den Ansatz mit regelmäßiger Meditation. Dadurch konzentrieren wir uns ausschließlich auf das Jetzt und Hier – und auf uns selbst. Wir werden achtsam und stellen somit den Reflex „Kämpfen oder Fliehen“ ab.

Durch die Studie „Die Neue Achtsamkeit“ des Zukunftsinstituts Frankfurt wurde in diesem Zusammenhang der Begriff „Omline“ geprägt als „die bewusste Selbstermächtigung für einen achtsam-souveränen Umgang mit einer vernetzten Realität.“

Indem wir erlernen, achtsam zu sein, im richtigen Moment durchzuatmen, inne zu halten und gegebenenfalls abzuschalten, haben wir eine Chance auf echte Balance zu unserem „Work-Life“. Persönlich glaube ich nicht an totale „Work-Life-Balance“, aber mit den richtigen Mitteln und Werkzeugen für den Einklang von Körper, Verstand und Seele, können wir uns ausbalancieren.

Yoga als leuchtender Weg zu Fair Fashion?

Warum nicht?

Als grundlegender Bestandteil wird Yoga mit der Achtsamkeit gegenüber unseren Mitmenschen bestimmt. An zweiter Stelle folgt das Verhalten gegenüber uns selbst. Leider kam mir diese Erkenntnis tatsächlich erst während meiner Ausbildung zur Yogalehrerin, aber umso mehr begeistert mich das Wissen, das die Menschen bereits vor 2.000 Jahren erlangten. Es geht nur miteinander, denn:

„Im Yoga unterscheiden wir uns nicht von der Natur.“

S. Sridharan

Und wie heißt es so schön? Der erste Schritt beginnt bei dir selbst. In diesem Sinne habe ich begonnen, meine Yogaausstattung auf faire Labels umzustellen, die durch Qualität und Bequemlichkeit überzeugen. Meine aktuellen Lieblinge sind von den Marken Mandala, Filippa K und der sich aktuell umstellenden Marke Lululemon.

greenlooksgreat-anne-yoga-relaxNamastay yourself!

Ich bin überzeugt, dass wir durch höhere Achtsamkeit und im klassischen Sinne durch tiefes Durchatmen, mit uns selbst wieder in Kontakt treten. Nennen wir es fokussieren, strukturieren, bei sich selbst sein. Der Begriff ist zweitrangig, denn es geht darum, man selbst zu werden. Wer bin ich und wie möchte ich selbst behandelt werden? Es hilft mir jeden Tag im Büro, an der Supermarktkasse oder im Privatleben.

Dafür müssen wir uns nicht alle gleich zum Yogalehrer ausbilden lassen oder Retreats besuchen, denn es reicht schon, sich der ursprünglichen Idee zu öffnen.

In diesem Sinne, Namaste!

Eure Anne

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Fotos: Renata Z-P

Quellen:

anneemmelmann